AUDETTE VELOS ALS KLEINSERIE AUS DEN USA : CUSTOMBIKE MIT INDIAN BIG TWIN UND 2.150 KUBIK

Tony Audette hat seine eigene Motorradmarke gegründet. Sie heißt wie er: Audette. Das erste Modell – für 125.000 Dollar – ist die Velos, angetrieben von einem luftgekühlten Very Big Twin mit 2.150 Kubik.

Nach harten Jahren bei den US Marines, Kampfeinsätze inklusive, wollte Tony Audette sich selbst ein schönes Geschenk machen und sich ein Custombike bauen. Daraus wurde mehr. Viel mehr: eine eigene Motorradmarke. Nach einem nachgeholten Maschinenbau-Studium und professionellen Erfahrungen beim Hubschrauber-Hersteller Sikorsky war Tony bereit für den großen Schritt. Das war 2019. Unterstützt wurde er von Designer Kar Lee, der auch für MOTORRAD virtuell Konzepte gestaltet. Und im Frühjahr 2023 ging es richtig los bei Audette Motorcycles in Canton, Connecticut.

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Big Twin Thunder Stroke von Indian

Lange vorab hatte Tony das Triebwerk für sein erstes Audette-Modell ausgewählt: den prächtigen, luftgekühlten V-Twin von Indian, Typ Thunder Stroke 111. Ganz bewusst greift er auf die Version aus dem Jahr 2016 zurück, mit Benzineinspritzung von Bosch, aber ohne die noch komplexere Elektronik späterer Ausführungen.

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V-Twin mit 2.150 Kubik plus Tuning

Aus dem 111er Thunder Stroke wird ein 131er, also mit rund 2.150 Kubik. Zusätzlich aufgerüstet mit Pleueln von Carrillo und geschmiedeten Kolben von Wiseco. Damit wird höher verdichtet, mit 11:1. Von Baisley Hi-Performance werden die Brennräume feinbearbeitet und leistungssteigernde Teile eingesetzt: Ventile von Kibblewhite, Ventiltrieb, Nockenwellen. Auf der anderen Seite wird kaum noch Schall gedämpft von der außen und innen keramikbeschichteten 2-in-1-Abgasanlage Marke Toce. Mit gleich langen Krümmerrohren, wohlgemerkt, für optimale Leistungsentfaltung.

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212 Nm und rund 130 PS

Alles so aufeinander abgestimmt, dass es nicht nur gewaltig donnert, sondern auch gewaltig anschiebt – besonders brutal zwischen 3.000 und 3.500/min. Mit bis zu 212 Nm Drehmoment, und eher nebenbei mit rund 130 PS. Dazu wird dem 6-Gang-Getriebe eine verstärkte Rekluse-Kupplung verpasst und der Endantrieb von Riemen auf Kette umgerüstet.

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Eigenbau-Chassis aus Aluminium gefräst

Der XL-V-Twin wurde exakt vermessen, mit einem 3D-Scanner, um das Chassis der ersten Audette namens Velos optimal dafür vorzubereiten. Deren Rahmen wird aus hochfestem Flugzeug-Aluminium aufgebaut, aus Vollmaterial herausgefräst. Ebenso gilt das für die Hinterradschwinge mit Unterzug, die aussieht, als wäre sie bei einem Superbike ausgebaut worden. Sogar der markant geformte Benzintank mit 15 Liter Volumen wird per CNC gefräst, diverse Abdeckungen und Kleinteile sowieso. Luftschächte seitlich im Tank führen dem hinteren Zylinder kühlenden Fahrtwind zu.

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Komponenten von Race Tech und Beringer

Kaum etwas Vorhandenes ist Tony Audette gut genug, bis hin zu Schrauben fertigt er Teile selbst an. Immerhin fand er ordentliche Fahrwerkskomponenten bei Race Tech in den USA, die 43er-Upside-down-Telegabel sowie das voll einstellbare Federbein. Die Carbonräder bei BST in Südafrika. Und die Bremsen in Europa: Scheiben von Galfer aus Spanien, Zangen von Beringer aus Frankreich.

Nur circa 210 Kilo vollgetankt

Bremsen, Fahrwerk und last but not least Fahrer tun sich umso leichter mit der Audette Velos, weil sie bei weitem nicht so schwer ist wie Bikes mit solchen Motoren üblicherweise schwer sind. Mit 15 Liter Sprit im vollen Tank wiegt sie kaum über 200 Kilo: 467 Pfund, entsprechend circa 210 Kilogramm. Sitzposition und Lenkkopfwinkel – 64 Grad – sind ebenso handlingfreundlich. Und der Verzicht auf extrabreite Räder: Standardformate 120/70-17 vorn und 180/55-17 hinten. Stabilisiert wird die Velos wiederum von über 1,60 Meter Radstand sowie vom massiven, rotierenden Kurbeltrieb.

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Kleinserienfahrzeug für 125.000 Dollar

Zum Schwergewicht, im übertragenen Sinne, wird die Audette Velos durch ihren Preis. Denn selbst für die Kleinserienfertigung in Handarbeit und all die edlen Bauteile erscheint der ziemlich hoch: 125.000 Dollar. Umgerechnet wären das, Stand Juni 2023, circa 116.000 Euro. Doch wirklich relevant ist das nicht, denn die Velos hat weder Abgasreinigung noch ABS, also keine Straßenzulassung in der Europäischen Union.

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20 Audette Velos pro Jahr, nicht für Europa

Tony Audette kann damit gut leben, denn mit den Bestellungen aus Nordamerika ist das selbst auferlegte Limit bei Audette Motorcycles – 20 Bikes pro Jahr – eh schon voll ausgereizt. Zumal jeder zukünftige Audette-Besitzer nicht nur in die Farbauswahl, sondern ganzheitlich in den Aufbauprozess eingebunden wird. 3 bis 4 Monate dauert es, bis die persönliche Velos fertig ist.

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