Bei einem E-Auto braucht es eigentlich kein Getriebe. Der Fahrer drückt aufs Strompedal, der E-Motor wird mit der gewünschten Menge Energie versorgt, die er aufs Fahrwerk überträgt – fertig. Doch einige Hersteller, wie etwa Porsche mit dem Taycan oder Audi mit dem e-Tron GT setzen trotzdem auf ein Zweigang-Getriebe. Jetzt zieht auch der US-Autohersteller Lucid nach und hat ein eines zum Patent angemeldet, meldet Auto Motor und Sport. Ganz unsinnig scheinen die beiden Fahrstufen also nicht zu sein. Doch was sind die Vorteile?
Während Lucid aktuell mit je einem Planeten-Zahnradsatz pro Seite des Antriebsgehäuses arbeitet, könnte bald ein zweiter Zahnradsatz für einen zusätzlichen ersten Gang hinzukommen. Damit wäre dann, wie beim Taycan und beim e-tron GT, das Schalten vom ersten in den zweiten Gang möglich. Die Beschleunigungsleistungen der Autos würden wohl fulminant steigen. Denn Audi und Porsche haben ihren beiden Sportwagen den zusätzlichen Gang spendiert, um aus dem Stand maximale Power zu ermöglichen, die im ersten Gang entfesselt wird. Hat der Wagen dann eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht, geht es im gewohnten zweiten Gang sportlich weiter. Auf Wunsch kann beim Anfahren auf den ersten Gang allerdings verzichtet werden.
Ähnliche Vorteile dürfte sich auch Lucid versprechen. Es kommt aber noch ein echter Spareffekt hinzu. Wenn bei einem E-Auto immer der Gang gewählt wird, der die effizienteste Wirkung ermöglicht, sinkt auch der Verbrauch. Und Lucids erklärtes Ziel ist es, den Verbrauch der sparsamsten Modelle von aktuell 15 kWh auf zehn kWh pro 100 Kilometer zu drücken. So wäre eine Reichweite von 1.000 Kilometern mit einem 100-kWh-Akku durchaus realistisch.
Bislang ist nicht bekannt, welche Fahrzeuge Lucid mit dem Zweigang-Getriebe ausstatten will. Ein technischer Fortschritt ist aber sicher zu erwarten.
Dass es im ersten Gang aus dem Stand mit jeder Menge Power und hohen Umdrehungen nach vorne geht, ist bekannt. Doch auch E-Autos mit Anhängerkupplung dürften von solch einer Zweigang-Lösung profitieren. Wenn nämlich ein Stromer mit einem vollbeladenen Anhänger am Hang mit niedriger Drehzahl anfährt, dauert es länger, als die herkömmlichen zwei bis drei Sekunden, ehe mit vollem Tritt auf das Strompedal eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht wird. Steht aber mit einem zusätzlichen ersten Gang sofort eine höhere Drehzahl zur Verfügung, kann der Anhänger auch mit niedriger Stromstärke in Gang gesetzt werden. Das entlastet die Leistungselektronik und damit den E-Motor.
2024-12-20T06:22:14Z