ATV-HäNDLER IM TöLZER LAND: QUADS EROBERN STRAßEN, „WO AUTOFAHRER UND MOTORRäDER NICHT SIND“

Durchstarten auf vier dicken Reifen

ATV-Händler im Tölzer Land: Quads erobern Straßen, „wo Autofahrer und Motorräder nicht sind“

Quads dienen als Arbeitsgeräte, sorgen aber auch für Freizeitspaß. In Oberfischbach haben zwei Fans dieser Fahrzeuge mit einer spezialisierten Anlaufstelle für Gleichgesinnte den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Oberfischbach – Sobald es das Wetter im Frühjahr zulässt, sieht man auf den Straßen wieder mehr Motorräder. Begonnen hat die Saison aber auch für eine Art von Fahrzeugen, die seltener sind, aber in ihrer Nische eine feste Fangemeinde haben: Quads sind oft als Arbeitsfahrzeuge im Einsatz, bieten aber auch Freizeitspaß. Eine von relativ wenigen spezialisierten Anlaufstellen für die Freunde dieses besonderen Fortbewegungsmittels gibt es in Oberfischbach: den „ATV Stützpunkt Oberland“ an der Einbachstraße.

„Freiheit unterm Helm“: Quads werden immer beliebter

„ATV“, das steht für „All Terrain Vehicle“, also „Fahrzeug für alle Geländearten“. Umgangssprachlich ist meist von Quads die Rede. Der Fahrer sitzt dabei ohne weiteres Fahrzeuggehäuse auf einem Sitz über vier dicken Reifen. Peter Pauls aus Greiling und Christian Hablowetz aus Habach haben ihre Leidenschaft für diese Fahrzeuge unabhängig voneinander vor etwa 15 Jahren entdeckt, sich darüber kennengelernt und das Hobby schließlich zum Beruf gemacht.

Hablowetz probierte das Quad-Fahren zunächst mit dem Fahrzeug eines Bekannten aus – und blieb hängen. „Die Freiheit und den Fahrtwind unterm Helm zu spüren“, das macht für den 48-Jährigen die Faszination aus. Pauls stieg irgendwann vom Motorrad aufs Quad um. Der 39-Jährige nutzt sein ATV teils als Nutzfahrzeug zum Schneeräumen oder zum Holzmachen. Am Quad als Freizeitfahrzeug schätzt er, dass man damit langsamer und gemütlicher unterwegs sei „und wunderbar den Tag genießen kann“. Was sowohl Hablowetz als auch Pauls mit dem Quad verbinden, ist das Gemeinschaftsgefühl bei Ausfahrten in der Gruppe. Ziele dafür gibt es in der Region genug, sei es der Walchensee oder auch das Zillertal. „Wir wohnen hier ja im Paradies“, sagt Pauls.

Von der Leidenschaft zum Beruf: Quad-Fans starten durch

Unterwegs seien Quad-Fahrer in der Regel auf Nebenstraßen, „dort, wo die Autofahrer und Motorräder nicht sind“, sagt Pauls. Auch wenn Quads geländegängig sind: Damit querfeldein zu fahren, ist hierzulande nicht erlaubt. Um Spaß abseits der Straße zu haben, muss man einen Offroad-Park ansteuern, wie es ihn bei Ingolstadt oder in einem alten Steinbruch in Langenaltheim gibt. In Bosnien oder Polen findet man auch längere Trails.

2018 gründete Hablowetz die Vereinigung „ATV-Freunde Oberbayern“. Bald war auch Pauls dabei, „und wir haben gemerkt, dass wir in vielen Punkten gleichgesinnt sind“, berichten die beiden Freunde. Entscheidend war dann eine gemeinsame zwölfstündige Autofahrt, um in Göttingen ein neu gekauftes ATV abzuholen. Unterwegs hatten beide viel Zeit für Gespräche – unter anderem darüber, dass es in der weiteren Umgebung keinen spezialisierten Ansprechpartner für Quad-Fahrer gab. Es entstand die Idee, diese Lücke selbst zu schließen. „Und viele Wochen, Gespräche und Telefonate später haben wir gesagt: Jetzt wagen wir es und machen uns selbstständig“, berichtet Pauls.

Rund 70 Prozent der Kunden nutzen ihre Quads beruflich

In Oberfischbach fanden beide eine geeignete, 150 Quadratmeter große Halle für ihren „ATV Stützpunkt“. Offiziell an den Start ging ihr Unternehmen am 1. August 2022. „Und die Kunden haben uns relativ schnell die Türen eingerannt“, berichtet Pauls. Anfangs seien es viele Kunden eines früheren Händlers aus Lenggries gewesen, die sich freuten, wieder eine Anlaufstelle in der Umgebung zu haben. Aber auch bis aus München, Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden oder Österreich steuern die Quad-Freunde den „ATV Stützpunkt“ in Oberfischbach an.

Rund 70 Prozent der Kunden nutzen ihre Quads beruflich. „Das sind Landwirte, Hausmeister, Förster, aber auch Feuerwehr, BRK und THW“, sagt Pauls. Etwa 30 Prozent der Kunden fahre das Quad rein als Hobby. ATV fahren darf man in aller Regel mit einem Führerschein der Klasse B. Vor der ersten Fahrt erteilen Hablowetz und Pauls ihren Kunden eine 30- bis 45-minütige Einweisung.

Chinesischer Hersteller ist Marktführer

Zum Verkauf bieten die beiden Inhaber Fahrzeuge ihres Vertragshändlers „CF Moto“ an, eines chinesischen Herstellers, der auf österreichische KTM-Motoren zurückgreift und damit hierzulande Marktführer ist. Ein „Einsteigermodell“ mit 450 Kubikzentimetern Hubraum, einem Zylinder und 30 PS als Ein- oder Zweisitzer ist für rund 6500 Euro zu haben. Die größte Maschine – 1000 Kubik, zwei Zylinder, 95 PS – kostet etwa 15.000 Euro.

Angeliefert werden die Fahrzeuge teilzerlegt in Boxen. In der Werkstatt an der Einbachstraße werden sie zusammengebaut. Daneben vertreiben Hablowetz und Pauls Zubehör, etwa Sitz- und Griffheizungen, Arbeitskörbe oder Anbauten wie Schneefräsen, Kehrmaschinen oder Rückeschienen für die Forstwirtschaft. In der Werkstatt bieten sie Kundendienst, Öl- oder Riemenwechsel an.

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Die Inhaber beschäftigen zwei Mechaniker, Hablowetz’ Tochter Stefanie hilft im Büro. Als Verstärkung suchen die Geschäftsmänner nun einen Kfz-, Landmaschinen- oder Lkw-Mechaniker mit Meistertitel, der die Werkstatt-Leitung übernehmen soll. Schritt für Schritt wollen sie ihr Geschäft ausbauen. In Planung seien geführte Quad-Touren, ein kleiner Quad-Verleih und ein Online-Shop. (ast)

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