HYBRID-AUTOS WERDEN KAUM NOCH GEKAUFT: DOCH DEUTSCHLAND GEHT EINEN EIGENEN WEG

Im ersten Halbjahr 2024 wurden im westeuropäischen Automarkt 922.775 Elektroautos und 469.217 Plug-in-Hybride abgesetzt. Somit kamen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 1.391.991 Autos mit Elektromotor neu auf die Straßen, berichtet das Branchenportal Elektroauto News und bezieht sich dabei auf Daten des Automobilanalysten Matthias Schmidt.

Reine E-Autos sind in Westeuropa somit deutlich beliebter als Plug-in-Hybride, wie auch das Wachstum der Marktanteile zeigt: Der Anteil rein batterieelektrischer Fahrzeuge wuchs um 1,3 Prozent, der Anteil an Plug-in-Hybriden sank um 0,4 Prozent.

Deutschland: E-Auto-Zulassungen brechen ein, Plug-in-Hybride werden beliebter

In Deutschland zeigt sich allerdings ein anderes Bild: In Europas größtem Automarkt brach der Absatz reiner E-Autos um 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein. Der Anteil an Plug-in-Hybriden wuchs hingegen um 13,3 Prozent. Insgesamt kamen in Deutschland im ersten Halbjahr 184.125 E-Autos und 89.549 Plug-in-Hybride neu auf die Straßen.

In Großbritannien wurden im gleichen Zeitraum 167.395 E-Autos zugelassen, was einem Plus von 9,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 entspricht. Dem stehen 81.522 neue Plug-in-Hybride gegenüber, das entspricht einem Plus von 31,2 Prozent. In Frankreich verzeichneten die E-Auto-Zulassungen ein Plus von 14,9 Prozent (158.402 Einheiten), der Absatz von Plug-in-Hybriden reduzierte sich um 5,9 Prozent (73.549 Einheiten).

In Norwegen, das als E-Auto-Vorreiter gilt, wurden 48,9 Prozent mehr rein batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen. Bei den Plug-in-Hybriden gab es hingegen ein Minus von 59,1 Prozent. In Norwegen sind somit 88,4 Prozent des Gesamtmarktes elektrifiziert.

Das Absatzwachstum hat sich den Daten zufolge im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt, wie Matthias Schmidt es in der Vergangenheit bereits prognostiziert hatte. Der Autoanalyst geht davon aus, dass das Absatzwachstum sich im kommenden Jahr wieder beschleunigen wird, da 2025 neue CO₂-Flottenemissionsgrenzwerte in der EU in Kraft treten. Dabei handle es sich um ein Schlüsselgesetz, das als Navigationsinstrument für die Autoindustrie diene: Die CO₂-Grenzwerte gelten Schmidt zufolge als eine Art Vorgabe für die Einführung neuer Produktzyklen – im kommenden Jahr sollen der Prognose zufolge also mehr neue E-Modelle auf den Markt kommen, damit die Autobauer ihre CO₂-Flottenvorgaben einhalten können.

Plug-in-Hybride stoßen viel CO₂ aus, werden aber weiterhin steuerlich begünstigt

Dass Plug-in-Hybride gerade in Deutschland weiterhin so erfolgreich sind, dürfte auch an den nach wie vor bestehenden Steuervergünstigungen für Dienstwagen mit Plug-in-Hybridantrieb liegen. Bei Plug-in-Hybriden veranschlagt das Finanzamt 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises als geldwerten Vorteil, statt eines Prozents wie bei reinen Verbrennern. Der reduzierte Steuersatz gilt nur bei einer rein elektrischen Mindestreichweite von 60 Kilometern oder einem CO₂-Ausstoß pro Kilometer von maximal 50 Gramm.

Obwohl Plug-in-Hybride elektrisch fahren und auch mit den vergleichsweise niedrigen elektrischen Reichweiten wohl die meisten Alltagsstrecken zurücklegen könnten, tun deren Besitzer das jedoch eher selten. Ein Sprecher des Online-Vergleichsportals meinauto.de erklärt gegenüber BR24, dass bei jedem fünften Plug-in-Hybrid-Leasingrückläufer das Ladekabel noch originalverpackt im Fahrzeug liegt.

Gleichzeitig stoßen Verbrennerfahrzeuge und Plug-in-Hybride höhere Mengen CO₂ aus als angenommen, wie aktuelle Daten der Europäischen Union (EU) bestätigen: Demnach sind die bisher ermittelten Abgaswerte laut WLTP-Standard viel zu niedrig angesetzt. Die realen Abgaswerte aller Hersteller seien im Durchschnitt fast dreieinhalbmal so hoch, wie es die WLTP-Daten vorgeben. Patrick Plötz vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI geht gegenüber BR24 allerdings davon aus, dass der Schadstoffausstoß bei Dienstwagen rund fünfmal so hoch sei wie angegeben. „Wenn man genauer reinschaut und noch mal zwischen Privatfahrzeugen und Dienstwagen unterscheidet, was die EU jetzt so nicht machen konnte, stellt sich heraus, dass es bei Privaten ein bisschen weniger schlimm ist, aber die Dienstwagen besonders gravierend sind“, so Plötz.

2024-08-21T18:16:30Z dg43tfdfdgfd