FORD MUSTANG GTD: NOCH MEHR POWER ALS ANGEKüNDIGT

Ford bringt mit dem Mustang GTD einen Rennwagen für die Straße, der europäische Wettbewerber das Fürchten lehren soll. Abgeleitet wird er vom GT3-Rennwagen. Für die europäischen Märkte kalkuliert Ford mit deftigen Preisen. Jetzt stehen die offiziellen Leistungsdaten fest.

Das Mustang-Line-up bei Ford war noch nie so stark wie jetzt. Neben den klassischen Coupés und Cabrios können Kunden auch unter Sonderversionen wie dem Dark Horse oder Motorsportler unter den Varianten GT3 und GT4 wählen. Nicht zu vergessen sind die Ford Mustang Mach-E-Varianten, die ebenfalls auf den legendären Namen einzahlen. Die Bezeichnung GTD ist dabei für europäische Ohren jedoch etwas unglücklich gewählt, verbindet die alte Welt damit doch vorwiegend Turbodiesel-Aggregate aus dem Hause VW.

Ford fordert Porsche und Co.

Wurde der Mustang von vielen Hardcore-Sportwagenfans weltweit oft belächelt, so will Ford-Chef Jim Farley mit dem im vergangenen Sommer in Pebble Beach vorgestellten Mustang GTD allen Kritikern zeigen, welches Potenzial im Extrem-Pony-Car steckt. "Der Mustang GTD sprengt jede vorgefasste Vorstellung von einem Supersportwagen. Das ist für uns ein neuer Ansatz. Wir haben kein Straßenauto für die Rennstrecke konstruiert, sondern ein Rennauto für die Straße. Der Mustang GTD übernimmt die Renntechnologie unseres Mustang-GT3-Rennwagens, verpackt sie in eine Mustang-Karosserie aus Kohlefaser und bringt sie auf die Straße", erklärte der Ford-Boss bei der Präsentation. Farley schob gleich noch eine weitere klare Ansage hinterher: "Das ist unser Unternehmen und wir werfen euch den Fehdehandschuh hin. Kommt und nehmt ihn auf. Ich werde in einem Mustang GTD gegen jeden anderen Auto-Boss in seinem besten Straßenauto antreten und gewinnen." Für die Nürburgring-Nordschleife werden bereits Zeiten von unter sieben Minuten angesagt.

Der im Vorfeld kolportierte Mittelmotor-Sportwagen ist der Mustang GTD allerdings nicht geworden. Für eine Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen den Achsen hat Ford aber tief in die Technik eingegriffen. Entwicklungshilfe kam erneut von Multimatic aus Kanada. Die Firma war bereits an der Entwicklung des Ford GT beteiligt und hatte diesen dann auch gebaut haben. Multimatic fertigt obendrein den Bronco DR für Ford sowie die Motorsportmodelle Mustang GT3 und GT4.

Kompressor-V8 mit über 800 PS

Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe wandert als Transaxle-Lösung an die Hinterachse. Das Antriebsmoment empfängt sie über eine Kardanwelle aus Carbon. Und das Moment ist heftig, arbeitet am anderen Ende doch ein per Kompressor aufgeladener und auf Trockensumpf-Schmierung umgestellter Coyote-V8 mit 5,2 Litern Hubraum, der bis zu 7.650 Touren drehen darf. Im Vorfeld wurden von Ford lapidar über 800 PS angekündigt. Jetzt stehen die offiziellen Leistungsdaten fest. Ford beziffert den Output auf 815 hp und 664 pound-feet of torque. Umgerechnet auf europäische Standards ergeben sich daraus 826 PS und 900 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 325 km/h. Ein üppiges Kühlsystem sorgt dabei für einen gesunden Temperaturhaushalt. Auf der Abgasseite setzt der GTD auf einen Titan-Auspuff mit Klappensteuerung von Akrapovic.

Brems-Power liefern rundum installierte Carbon-Keramik-Stopper aus dem Hause Brembo. Die komplett aus Kohlefaserlaminat geformte Karosserie setzt auf üppiges Spoilerwerk und aktive Aero-Elemente. Viele Elemente scheinen dabei direkt vom GT3-Rennwagen übernommen zu werden. Der Heckflügel wird hydraulisch angesteuert, ebenso die Frontflaps. Wer es noch extremer mag, kann ein optionales Aero-Package ordern, das dann auch noch Teile wie beispielsweise eine Unterbodenverkleidung an den GTD bringt.

Wo früher der Kofferraum war, macht sich nun das Kühlsystem für das Transaxle-Getriebe, die hydraulische Steuerung für die Aerodynamik sowie die Steuerung für das semiaktive Fahrwerk breit. Letzteres senkt den Mustang GTD im Track-Modus zusätzlich um 40 Millimeter ab. Weiteren Bauraum beanspruchen die liegend positionierten und über Pushrods angesteuerten hinteren Federbeine. Einblicke in die Fahrwerkstechnik gewährt eine Plexiglasabdeckung im Fond des GTD. Die komplette Hinterachse stabilisiert ein zusätzlicher stählerner Hilfsrahmen.

Noch extremer mit Performance Pack

Für jede Menge Grip sorgen neben der gegenüber dem normalen Mustang fast zehn Zentimeter breiteren Spur 325/30er-Michelin-Cup-2-Reifen auf der Vorderachse sowie 345er-Walzen hinten, die sich über geschmiedete 20-Zoll-Felgen spannen. Gegen Aufpreis sind noch leichtere Magnesium-Räder zu haben. Die sind wie ein größerer Frontsplitter, kleine Zusatzfrontflügel, eine Unterbodenverkleidung und ein einstellbarer Heckspoiler sowie ein reduziertes Dämmpaket Teil des Performance-Packs, das für die Unter-7-Minuten-Nordschleifenzeit obligatorisch ist.

Innen hält der Mustang GTD konsequenterweise nur noch zwei Plätze vor. Fahrer und Beifahrer sitzen in Recaro-Rennsport-Schalen. Der Fond ist leergeräumt und darf als Kofferraum genutzt werden. Carbon, etwas Leder und Alcantara sorgen zusammen mit vielen Titan-Teilen für ein Rennsportambiente. Das unten abgeflachte Lenkrad hüllt sich in Leder und Dinamica, ergänzt durch Carbon-Applikationen. Exklusiv für den Mustang GTD gibt es am Lenkrad Tasten zum Einstellen der Federungshärte und des Auspuffmodus. Die Gänge werden per Titan-Schaltpaddel eingeworfen. Zwei neue Tasten ergänzen außerdem die Leiste vor dem mit Carbon verkleideten und in Titan gefassten Drehwähler auf der Mittelkonsole, um auf die Track-Apps-Seite zuzugreifen und eine Vorderachs-Lift-Funktion zu aktivieren. Ansonsten entspricht der GTD jedem anderen Serien-Mustang, abgesehen von den neuen GTD-Grafiken in den Anzeigen sowie der exklusiv für den GTD aufgelegten Performance-Anzeige im Kombiinstrument. Die platziert die Ganganzeige und den Drehzahlmesser in der Mitte und entfernt alle überflüssigen Informationen.

Exorbitanter Preis, fiese Farb-Option

Viel Spielraum für Individualisierungen lässt der Mustang GTD für seine Käufer, wenn er Ende 2024/Anfang 2025 in den Verkauf geht – übrigens auch in Europa, wie Ford offiziell bestätigte. Bereits jetzt ist klar, dass die Auflage limitiert sein wird, wobei Ford noch keine konkreten Zahlen nennt. Eine Ansage gibt es aber bereits beim Preis. In den USA geht es bei 300.000 Dollar (umgerechnet rund 282.000 Euro) los. Deutsche Interessenten, die ab sofort ebenfalls vorbestellen können, sehen sich mit einem Grundpreis von 359.900 Euro konfrontiert. Aber auch auf anderen europäischen Märkten ist der GTD alles andere als ein Schnäppchen.

Sein Leben startet der Extrem-Mustang wie auch seine zivilen Schwestermodelle in Fords Flat-Rock-Werk. Zum GTD geadelt wird er dann in Handarbeit bei Multimac in Kanada. Zu haben ist der GTD in den sechs Farben Chroma Flame, Polymimetic Gray, Race Red, Shadow Black, Frozen White und Lightning Blue. Wer die Carbon-Series-Option zieht, erhält die Motorhaube, das Dach und einen Teil des Hecks in Sicht-Carbon-Optik sowie zur Wagenfarbe kontrastierende Designstreifen und Bremssättel in den Wunschfarben Grabber Blue, Race Red oder Schwarz.

Eine richtig fiese Option hat sich allerdings die Individualisierungs-Abteilung einfallen lassen. GTD-Kunden haben nämlich die Möglichkeit, sich ein wirkliches Unikat zu sichern – indem sie eine Sperr-Option auf die Farbe kaufen. Das bedeutet, dass hinterher kein anderer Kunde mehr die gleiche Lackierung haben kann – und wenn er Ford noch so viel Geld bietet. In den Verkaufsräumen könnte das unter Umständen für unangenehme Gespräche sorgen – auf dem Konto von Ford indes für ein dickes Plus. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, dass sie öffentlich keinen Preis für die Sperr-Option nennen.

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