JAGUAR LAND ROVER ELEKTRO-ZUKUNFT: 4-MARKEN-PLAN, NEUE PLATTFORMEN, INDISCHE AKKUS

Jaguar-Land Rover-Boss Adrian Mardell hat die Zukunftsstrategie "Reimagine" aus dem Jahr 2021 konkretisiert. Drei Plattformen sollen die Briten profitabel machen, und vier Marken schaffen strukturelle Klarheit. Zudem gibt es einen renovierten Markenauftritt und einen Batteriepartner aus Indien.

In die Umstrukturierung investiert das Unternehmen, das zu 100 Prozent im Besitz des indischen Tata-Konzerns ist, in den kommenden fünf Jahren 15 Milliarden Pfund (umgerechnet 17 Milliarden Euro) für Fertigung, Fahrzeugprogramme, Qualifikation der Mitarbeiter sowie digitale Techniken wie autonomes Fahren und künstliche Intelligenz (KI).

2021 hatte der inzwischen zurückgetretene JLR-Boss Thierry Bolloré erstmals die Elektrostrategie des Unternehmens vorgestellt. Bis 2030 soll für alle Modellreihen von Jaguar Land Rover eine elektrische Variante verfügbar sein. 100 Prozent der Jaguar-Verkäufe (ab 2025) und 60 Prozent des Land Rover-Absatzes sollen auf rein elektrische Modelle entfallen.

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JLR mit Gewinn

Der neue CEO Adrian Mardell erklärte nun: "Vor zwei Jahren haben wir uns auf den Weg der Reimagine-Strategie begeben und seitdem große Fortschritte erzielt – darunter die Markteinführung zweier neuer, von der Öffentlichkeit gefeierter moderner Luxusmodelle: Range Rover und Range Rover Sport ergänzen die Defender-Familie, für die es eine Rekordnachfrage gibt. Wir haben dies erreicht, während wir uns dem Gegenwind von Pandemie und Chip-Knappheit gestellt und die Produktion unserer profitabelsten Modelle erfolgreich hochgefahren haben. Dadurch konnten wir im dritten Quartal 2022 einen Gewinn erzielen.

Ich bin stolz darauf, ankündigen zu können, dass wir unseren klaren Elektrifizierungskurs beschleunigen, indem wir eines unserer britischen Werke sowie die nächste Generation unserer Midsize-Luxus-SUV-Architektur vollständig elektrisch umsetzen. Diese Investition ermöglicht es uns, unsere Zukunft des modernen Luxus elektrisch zu verwirklichen, neue Fähigkeiten zu entwickeln und unsere Verpflichtung zu bekräftigen, bis 2039 netto CO₂-neutral zu sein."

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Werke

Das britische Werk Halewood baut JLR zu einem Werk aus, in dem ausschließlich Elektroautos vom Band rollen. Hier entsteht unter andere, auf der elektrifizierten modularen Architektur (EMA) die nächste Generation der Midsize-SUV. Im Motorenwerk in Wolverhampton werden künftig elektrische Antriebseinheiten und Batteriepacks für die nächste Fahrzeuggeneration gefertigt. Das Werk wird in "Electric Propulsion Manufacturing Center" umbenannt. Außerdem erweitert der britische Autobauer das Werk in Castle Bromwich. In der Stanzerei werden künftig die Karosserieteile der Elektroautos entstehen.

Marken

Künftig firmieren vier Marken unter dem Titel "House of Brands" (zu Deutsch: Haus der Marken). Entsprechend subsumiert Jaguar Land Rover die Modellreihen Range Rover, Defender, Discovery sowie Jaguar unter diesem Motto.

Chief Creative Officer Gerry McGovern erklärt: "Wir lieben Land Rover, aber der Wert ist nicht so hoch wie der von Range Rover, und Defender nimmt massiv zu. Die Realität ist, dass Range Rover eine Marke ist und Defender auch. Die Kunden sagen, dass sie einen Range Rover besitzen. Im Luxusbereich braucht man absolute Klarheit. Der Land Rover Range Rover SV Autobiography bietet diese Klarheit nicht."

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Mit der Umstrukturierung geben sich die Briten auch einen neuen Namen und eine neue Markenidentität. Jaguar Land Rover wird auf JLR verkürzt. Die neue JLR-Identität soll Eleganz, Modernität und Zukunftsorientierung des Unternehmens verkörpern und ist der nächste Schritt der "Reimagine""-Strategie. Der neue JLR-Schriftzug soll diesen Ansatz unterstreichen. Während das niedergleitende "J" Eleganz vermittelt, unterstreicht das leichtere Gewicht des gesamten Emblems den Wandel hin zu Raffinesse und Modernität, erklärt der Autobauer.

Das ovale Markenzeichen von Land Rover bleibt allerdings weiterhin integraler Bestandteil und wird auch in Zukunft auf Fahrzeugen, Online-Auftritten und Einzelhandels-Standorten sichtbar sein.

Modelle und Plattformen

2021 stellte JLR sechs rein elektrische SUV innerhalb von fünf Jahren in Aussicht. Entsprechend werden fast alle Modelle der drei Baureihen Range Rover mit Evoque und Velar, Discovery und Defender mit Elektroantrieben ausgerüstet werden.

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Bereits 2023 können Kundinnen und Kunden den vollelektrischen Range Rover vorbestellen, ab 2025 kommt das Modell dann in den Handel. Es läuft in Halewood-Werk vom Band und basiert auf der EMA-Plattform. Darüber hinaus behält JLR die modulare Längsarchitektur (MLA) auf der unter anderem aktuell der Range Rover und der Range Rover Sport aufbauen. Sie bietet für Märkte, die nicht komplett auf E-Mobilität setzen, Flexibilität bei den Antrieben. Die MLA erlaubt neben batterieelektrischen Antrieben auch noch reine Verbrennungs-Motoren sowie Hybridantriebsstränge.

Jaguar mit eigener BEV-Architektur

Jaguar hingegen erhält als zukünftige E-Marke exklusiv eine komplett neue modulare elektrische Architektur. Die JEA-Plattform wird drei neue Modelle der Marke tragen. Das erste E-Auto ist ein viertüriger GT, der im Werk Solihull vom Band rollen wird. Die Reichweite beträgt bis zu 700 Kilometer, die Preise beginnen ab 100.000 Pfund (rund 113.500 Euro). Ab 2024 startet der Verkauf, die Auslieferung erfolgt 2025. Möglich, dass hier Jaguar erneut den Namen XJ verwendet.

Batteriepartner aus Indien

Beim Thema Batterien wollen die Briten mit dem indischen Batterie-Unternehmen Agratas zusammenarbeiten. Das teilte der britische Autobauer auf einer Investorenkonferenz Mitte Juni 2023 mit. Agratas ist eine Tochtergesellschaft der indischen JLR-Muttergesellschaft Tata. Anfangs sollen die Batterien direkt aus Indien bezogen werden. Agratas plant zudem den Bau eines Batteriezellenwerks in Europa. Großbritannien oder Spanien kämen hier als Standort in Frage.

Die neuen Batterien sollen eine deutlich höhere Energiedichte bieten als bisher genutzte Akkus. Mit Kapazitäten von bis zu 120 kWh sollen für Fahrzeuge auf der EMA-Plattform Reichweiten von über 720 Kilometer möglich werden. Auch beim Thema Schnellladung sollen die neuen Akkus punkten. In nur 15 Minuten soll Strom für rund 320 Kilometer geladen werden können. Agratas wird die Entwicklung und Produktion der Zellen verantworten, JLR die Entwicklung und Produktion der Akkupakete. Auch an einer gemeinsamen Recycling-Strategie werde gearbeitet.

Aus für XF und XE – kommt ein kompakter Jag?

Die aktuellen Modelle würden bis zu ihrem Produktlebensende weiter produziert. Das neueste Modell, der XE kam 2018 auf den Markt und wäre dann 2025 am Ende seines Produktzyklus. XE und XF dürften keine direkten Nachfolger mehr erhalten. Hier steht als Ersatz ein kleiner, kompakter Jaguar in Aussicht, der dann auf der neuen BEV-Architektur von Jaguar aufbauen könnte.

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Ein weiterer Teil des Strategieplans sah bislang die Entwicklung eines Brennstoffzellenantriebs vor. Unter dem Namen „Project Zeus“ sollte die serienreife Entwicklung der Wasserstofftechnologie mit Hochdruck vorangetrieben werden, ein erster fahrbarer Prototyp zeitnah in die Erprobung gehen, ein erstes Konzept in der Größe eines Evoque vorgestellt werden. Außerdem plante JLR im Project Tucana ein Leichtbau-Chassis für die kommenden Elektroautos zu entwickeln. Ob diese Inhalte weiter vorangetrieben werden, ist nicht bekannt.

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