WARUM IN RADEBEUL SEIT JAHREN EIN FORD IN EINEM FELD STEHT

Langzeit-Experiment oder einfach nur vergessen? In einem Feld an Radebeuls Stadtgrenze rostet seit zwei Jahren ein Fahrzeug vor sich hin.

Radebeul. Etwa seit Frühjahr 2022 bietet sich unweit des Lößnitzbades ein merkwürdiges Bild. Einige Meter neben der S82 steht mitten im Feld ein Auto. Je nach Jahreszeit ist das Fahrzeug manchmal mehr, manchmal weniger gut zu sehen. Wer hin und wieder die Staatsstraße zur Niederwarthaer Brücke nutzt, wird es sicher schon entdeckt haben.

Bei dem Fabrikat handelt es sich um einen grauen Ford Escort. Autos dieser Bauart waren in den 90er Jahren besonders angesagt. Das Naundorfer-Exponat besitzt ein Nürnberger Nummernschild. Die HU ist abgelaufen. Das Kfz-Kennzeichen vom Heck liegt inzwischen im Auto. Ein paar Klamotten auf dem Beifahrersitz und ein leerer Radioschacht –ansonsten gibt es keine Auffälligkeiten, bis auf den doch ungewöhnlichen Standort und die lange Parkdauer. Ganz in der Nähe befindet sich noch eine Grundwassermessstelle der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft.

Dem Radebeuler Ordnungsamt ist das Fahrzeug bekannt. Da es aber auf einem privaten Grundstück abgestellt wurde, sind der Behörde die Hände gebunden. Ganz anders läge der Fall, wenn das Auto im öffentlichen Verkehrsraum stehen würde. "Dann erhält es einen sogenannten roten Punkt. Darauf wird der Eigentümer des Fahrzeuges zur Entfernung aufgefordert. Parallel dazu versuchen wir den letzten Eigentümer anhand der ID-Nummer zu ermitteln", erklärt Ingolf Zill vom Sachgebiet Verkehr. Die Nummer kann sich u.a. im Motorraum, in der Fahrertür oder unter der Windschutzscheibe befinden.

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"Wird das Fahrzeug nicht entfernt bzw. kann der letzte Eigentümer nicht ermittelt werden, dann wird es auf einen Verwahrplatz verbracht und nach einer angemessenen Zeit der Verschrottung zugeführt", so Zill weiter. Sowas kommt tatsächlich hin und wieder vor. Die Zahl derartiger Fälle befindet sich im geringen einstelligen Bereich pro Jahr, teilte das Radebeuler Rathaus weiter mit.

Bei der Spritpreisentwicklung ist es vielleicht nicht die schlechteste Idee, sein Fahrzeug stehenzulassen. Aber so lange? Ist das nicht schädlich für die Umwelt? "Sicher ist das nicht schön anzusehen, wenn ein Auto mitten in der Natur parkt", sagt Thomas Kubin vom ADAC Sachsen. Eine unmittelbare Gefahr für die Natur sieht er aber nicht, sofern es nicht schon völlig schrottreif war, als es abgestellt wurde. "Ein Auto, welches zwei, drei Jahre der Witterung ausgesetzt ist und nicht gewartet wird, zerfällt nicht gleich in seine Bestandteile. Dazu braucht es schon Jahrzehnte", erklärt er weiter. So seien heutige Tanks in der Regel aus Kunststoff hergestellt. Die Verrottungszeiten überdauern ein Menschenleben. "Selbst bei Blech sprechen wir über mehrere Jahrzehnte", sagt er. Also eher unbedenklich?

"Gut, ein Marder könnte maximal den Kühlschlauch durchbeißen. Dann würde Kühlflüssigkeit auslaufen, falls vorhanden", so Kubin weiter. Möglicherweise ist der Besitzer der Fläche auch der Eigentümer des Fahrzeugs, oder kennt ihn zumindest. Dass jemand einen Fremdparker auf seinem Feld über Jahre hinweg gewähren lässt, ist doch recht unwahrscheinlich. Zuletzt hatte in Radebeul ein VW-Bulli auf dem Elbeparkplatz für Schlagzeilen gesorgt. Erst geriet er in Brand, danach wurde das Wrack zum beliebten Foto-Motiv.

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